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    Gemeinsam Spazierwandern tut Körper und Seele gut

    Interview mit Frau Kaba Dalla Lana, Gründerin und Mitglied der Geschäftsleitung bei Netzwerk für Bewegung und Begegnung GmbH

     

    Lesezeit: 6 Min

    Für viele Betroffene mit chronischen Atemwegserkrankungen (z.B. COPD) wird körperliche Aktivität zur täglichen Herausforderung. Dennoch ist regelmässige Bewegung für sie unerlässlich und kann dabei helfen, die Therapie zu unterstützen und einen besseren Umgang mit der Krankheit zu finden.

    Hier knüpft das Bewegungsprojekt ZÄMEGOLAUFE an: Freiwillige Senior:innen begleiten Menschen 60+ bei gemeinsamen Spazierwanderungen durch die Züricher Wälder und unterstützen sie dabei, ihr Leben durch regelmässiges Laufen positiv zu beeinflussen. Frau Kaba Dalla Lana forscht seit 2016 zum Thema nachhaltige Bewegungsförderung am Institut für Epidemiologie, Biostatik und Prävention (EBPI) an der Universität Zürich und hat das Projekt ZÄMEGOLAUFE entwickelt. Im folgenden Interview erklärt sie den Aufbau und den Ablauf des Projekts und welche mentalen und körperlichen Auswirkungen regelmässige Bewegung auf Menschen ab 60 hat.

     

    1. Sie sind Gründerin und Mitglied beim Netzwerk für Bewegung und Begegnung GmbH, NfBB. Sie schreiben vom Konzept «caring communities». Was verbirgt sich dahinter und wie setzen Sie dieses Konzept um?

     

    Das Angebot von ZÄMEGOLAUFE ist ein Schritt Richtung «sorgende Gemeinschaft», im Englischen spricht man von «Caring Communities». Caring Communities vereinen Menschen, die sich an ihrem Wohnort gegenseitig im Alltag helfen und an etwas Mitwirken, das grösser ist als sie selbst – ein Gegentrend zur Anonymität. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wertvoll Solidarität und gegenseitige Unterstützung in einer Gesellschaft sind. Mit ZÄMEGOLAUFE fördern wir diese Werte in einer Gemeinde.

     

    2. Welche Chancen und Nutzen sehen Sie in Ihrem Angebot für COPD-Betroffene wie auch für den Gesundheitsbereich?

     

    Für ältere Erwachsene, die häufig an chronischen Erkrankungen leiden ist körperliche Aktivität besonders wichtig, um unabhängig zu bleiben, die Lebensqualität zu erhalten und mit potenziellen Krankheiten wie zum Beispiel der COPD besser umzugehen. Die Herausforderung liegt wie bei vielen Dingen im Leben primär beim ersten Schritt und folglich bei der Regelmässigkeit der Umsetzung, hier der regelmässigen körperlichen Bewegung. Die Niederschwelligkeit und der ressourcenorientierte Ansatz sind die beiden grossen Erfolgsfaktoren von ZÄMEGOLAUFE. Das Angebot ist kostenlos, es findet am Wohnort statt und eine An- oder Abmeldung ist nicht erforderlich. Die von den Teilnehmern entwickelten Spazierwanderstrecken sind in drei Stufen unterteilt. Die roten Strecken sind maximal 10 km lang, die gemächlichen gelben Parcours rund 2 km. Je nach Untergrund und Steigung sind letztere auch mit Rollator machbar. Jede Strecke ist kartographiert und mit allen relevanten Informationen auf www.zämegolaufe.ch jederzeit abrufbar.

     

    Die wöchentlichen Spazierwanderungen werden von Freiwilligen Seniorinnen und Senioren aus dem Dorf geleitet. Das Mitwirken entweder als Leiterin von Spazierwanderung oder im Bereich Ausschreibungen der Aktivitäten macht den Freiwilligen, welche im Team einen Standort leiten, viel Spass und gibt Ihnen eine sinnvolle Tätigkeit. Der Effekt der Selbstorganisation fördert Identität und Engagement was wiederum die psychische Gesundheit stärkt.

     

    3. Welche Vorteile oder auch Erleichterungen kann Ihr Angebot ZÄMEGOLAUFE COPD-Betroffenen bringen?

     

    Regelmässige körperliche Bewegung ist neben dem Rauchstopp die effektivste Massnahme, um die Prognose und die Lebensqualität von COPD betroffenen Menschen positiv zu beeinflussen. Die Atemnot, welche auch lungengesunde Menschen aufgrund schwacher Muskulatur und Trainingsmangel erleben, dieser Anteil an Atemnot kann auch bei COPD betroffenen Menschen und in jedem Alter durch regelmässige Bewegung wegtrainiert werden. Weil ZÄMEGOLAUFE in drei verschiedenen Intensitätsstufen am Wohnort stattfindet und weil über ZÄMEGOLAUFE Freundschaften entstehen können, ist ZÄMEGOLAUFE ein idealer Ort, die Motivation und die Zuversicht für die langfristige regelmässige Bewegung zu finden und beharrlich beizubehalten.

     

    4. Wie überzeugen Sie Kritiker, die Ihrem Angebot skeptisch gegenübertreten?

     

    ZÄMEGOLAUFE basiert auf einer wissenschaftlichen Studie der Universität Zürich, publiziert im Journal of Public Health.1


    Mittlerweile gibt es im Kanton Zürich 15 erfolgreiche ZÄMEGOLAUE-Standorte: Wetzikon, Uster, Horgen, Zumikon, Küsnacht, Rüschlikon, Grüningen, Wädenswil, Zürich-Witikon, Gossau, Rüti, Thalwil, Illnau-Effretikon mit Lindau; Bülach und Wallisellen sind im Aufbau.

     

    Im Frühling 2022 startet mit der Stadt St.Gallen der erste Standort ausserhalb des Kantons Zürich.


    Mitlaufen und die Freude des bewegten Zusammenseins in unserer wunderschönen Natur zu spüren, ist wohl die beste Massnahme, um den Effekt und die Begeisterung der regelmässig aktiven, selbstorganisierten Seniorinnen und Senioren zu erleben.

     

    5. Wie wollen Sie Ihr Angebot in den nächsten Jahren weiterentwickeln?


    Nach dieser ersten erfolgreichen Multiplikationsphase des Programms ZÄMEGOLAUFE im Kanton Zürich, beginnt Dank der neuen Partnerschaft von NfBB mit der Beisheim Stiftung nun die schweizweite Skalierung und weitere nachhaltige Etablierung des Programms. ZÄMEGOLAUFE soll bis Ende 2024 auf 50 Standorte in der Schweiz wachsen.
    ZÄMEGOLAUFE soll Schweizer Kulturgut werden.

     

     

    Kurzportrait:
    Kaba Dalla Lana studierte Physiotherapie und Sportphysiotherapie in Zürich, Motivationslehre in Bern. Ihr beruflicher Fokus gilt seit 26 Jahren der nachhaltigen Motivation zur gesundheitsförderlichen Bewegung speziell bei Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen. 1998 eröffnete sie im Zürcher Hauptbahnhof die erste ambulante Lungenrehabilitation der Schweiz und gründete gleichzeitig den nationalen Verband der schweizerischen Lungenphysiotherapeuten, IGPTR-P. Seit 2016 forscht sie zum Thema nachhaltige Bewegungsförderung am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EBPI) der Universität Zürich. Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit entwickelte sie mehrere erfolgreiche Bewegungs-Projekte für ältere Menschen wie zum Beispiel HOMEX (www.myhomex.ch) ein Krafttrainingsprogramm für zu Hause und das hier diskutierte ZÄMEGOLAUFE (www.zämegolaufe.ch)

     

     

    1 International Journal of Public Health vol. 64, p. 669–678 (2019).

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